Verkehr
Als schlechtes nachbarschaftliches Verhalten und als absichtliches Steuern ins Stauchaos bezeichnet der stellv. Vorsitzende der CDU-Fraktion in Werder (Havel), Peter Kreilinger, die Entscheidung der Potsdamer Stadtverordneten für einen Modellversuch zur Einengung der Zeppelinstraße.
Vergeblich hatte Kreilinger in der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung die Position der Werderaner Stadtverordneten vertreten, zuerst den ÖPNV zu verbessern und dann weiterzusehen. „Jeder vernünftige Mensch weiß, dass man zuerst Ausweichkapazitäten schafft und dann - wenn man es für richtig und nötig hält - repressiv gegen die Pendler im PKW vorgeht. Die Verantwortlichen in Potsdam scheinen es aber rücksichtslos anders herum machen zu wollen. Man will 5.000 PKW täglich weniger. Das sind rund 7.500 Passagiere - zuzüglich der neuen Verkehre aus dem Bevölkerungszuwachs. Meine Frage, wo diese Pendler hin sollen, konnte kein Mensch vernünftig beantworten. Es ist doch einfach nur skandalös, wenn als Antwortversuch auf eine „Taktverdichtung bei zwei Buslinien“ verwiesen wird, die vielleicht in einem Jahr kommen könnte. Diese Taktverdichtung bedeutet doch nur, dass zwei zusätzliche Busse fahren. Zwar den ganzen Tag, aber auf die Hauptverkehrszeit am Morgen und Nachmittag entfällt wegen der langen Umlaufzeit jeweils gerade mal je ein Bus je Linie und relevanter Richtung. Sollen da die 7.500 Menschen rein? Das ist noch nicht mal ein Tropfen auf den heißen Stein. Wenn man den Potsdamer Verantwortlichen kein Dyskalkulie-Problem unterstellen will, bleibt einem nur die Erkenntnis, dass da absichtlich und rücksichtslos das Umland ausgesperrt wird. Dabei hat die Landeshauptstadt eine zentrale Funktion, für die sie - auch von Steuerzahlern aus dem Umland - speziell finanziert bzw. mit zusätzlichen Mitteln ausgestattet wird.“ Zudem wisse jedes Kind, dass ein Herz ohne Adern nicht schlagen könne. „Was wir brauchen ist neben besseren Busverbindungen eine massive Ausweitung bzw. Taktverdichtung beim RE-1 und eine neue Regionalbahn von Brandenburg über Groß-Kreutz, Werder und Golm nach Spandau - analog der Ausweichroute als beim RE-1 die Durchfahrt durch Potsdam gesperrt war. Das würde auch dem Potsdamer Norden enorm helfen. Dazu gibt es aber noch keinerlei Plan, nicht mal eine vage Aussicht. Gerade der Potsdamer Oberbürgermeister, der hier seine Stellung gegenüber der von seiner Partei geführten Landesregierung nutzen könnte, hat hier absolut nichts handfestes vorzuweißen“, so Kreilinger. Nur mehr als „tragisch komisch“ könne man es bezeichnen, wenn der Potsdamer Oberbürgermeister Jan Jakobs sich zur Rechtfertigung damit brüste, er habe schon mit dem Vize-Landrat PM telefoniert und man sei sich einig, mehr Züge zu wollen. „Wenn Herr Jakobs mit Rüdiger Grube (Chef der Deutschen Bahn) und Ministerin Schneider telefoniert und die ihm neue Züge zugesagt haben, dann ist das eine vernünftige Vorbereitung. Und wenn die Bagger für die Busspur zwischen Geltow und Potsdam rollen, dann ist das auch ein Teil der notwendigen Vorbereitung. Ebenso eine wirklich relevante Zahl neuer Busse, die da sind und fahren. Alles das aber gibt es nicht. Telefonate mit Kollegen, in denen Wünsche ausgetauscht werden, helfen den Werderaner Pendlern dagegen keinen Deut weiter,“ sagt der Werderaner Rechtsanwalt. In Wahrheit schaffe man nicht mal die einfachsten Verbesserungen für den ÖPNV. „Die Stadt Potsdam schafft es noch nicht einmal, dass die Fahrkartenfunktion von Kulturtickets wie etwa Eintrittskarten für den Nicolai-Saal auch die Fahrt von Werder umfasst. Stattdessen verantwortet Potsdam sogar Verschlechterungen im ÖPNV - so ist z.B. die für Schulkinder relevante Verbindung von Töplitz über Grube nach Potsdam-Zentrum massiv verschlechtert worden und die ViP macht keinerlei Anstalten, dies wieder zu verbessern“. Dass die Grünen und „Die Andere“ in der Potsdamer SVV offen zugeben, es gehe primär um eine ihren Vorstellungen nach gerechte Repression gegen den Autoverkehr, sei wenigstens ehrlich. Aussagen der CDU und SPD-Vertreter der Potsdamer Rathaus Kooperation, man tue doch ohnehin alles für eine besseren ÖPNV und die Einengung sei gut vorbereitet, seien dagegen pure Augenwischerei. Ganz aufgegeben hat Kreilinger die Hoffnung allerdings noch nicht. „Mehrere Vertreter der Rathaus-Kooperation haben dargelegt, der Modellversuch der Einengung sei ein zeitlich nachgelagerter Punkt, erst würden relevante Verbesserungen geschaffen. Ich fordere diese Damen und Herren auf, sich die entsprechenden Verbesserungen wirklich belegen und vorrechnen zu lassen, ehe ein Modellversuch startet. Wer noch einen Funken an Verantwortungsgefühl für das Potsdamer Umland hat, sollte von der Verwaltung einfordern, dass wirklich sauber dargelegt wird, wo die mind. 7.500 Passagiere fahren sollen und können, die man aus der Zeppelinstraße vertreiben will. Die Stadt Werder ist ganz sicher bereit, ihren Beitrag zu leisten. Da wir anders als Potsdam aber kein eigenes Busunternehmen haben und auch nicht die Kontakte zur Landesregierung, die der Landeshauptstadt offenstehen, sind unsere Möglichkeiten begrenzt. Wir sitzen hier nicht untätig, sondern fordern seit langem vom Landkreis ein vernünftiges Verkehrskonzept und von der Bahn eine bessere Anbindung. Ein zweites Parkhaus am Bahnhof ist mit Potsdam als Maßnahme für EU-Mittel angemeldet. Wenn hier endlich Türen aufgestoßen werden, wird die Stadt Werder sich z.B. bei notwendigen Zuschüssen nicht verweigern.“